16:23 chaos-kind 1 Comments




Du atmest ein.

Deine Lungen saugen sich mit Luft voll. Du spürst wie die kalte Nachtluft sich kriechend in dir ausbreitet. Nächster Schritt. Dein Fuß federt leicht ab. Nächster Schritt. Die Wut, die Aggression, die Enttäuschung, all das was sich gerade noch über dich gelegt hat, sich an dich schmiegte, all das verliert mit jedem Schritt an Gewicht. Deine Finger frieren. Die Musik dröhnt in deinen Ohren. Nächster Schritt. Deine Gedanken rasen. Konzentrier dich aufs Atmen. Aufs Atmen.

Lauf.

Schüttel es ab. Die Last. Die schweren Gefühle. Die dich erdrücken. Dich versuchen zu Boden zu reißen. Die Gänsehaut, die sich bei jedem Gedanken langsam über deine Haut zieht und wie Kleber festhält. Die Gänsehaut, die dir zeigt das du noch fühlst, nicht stumpf bist. Das innere Zittern, das du nie definieren kannst. Kälte? Angst?

Lauf.

Die Straße vor dir verschwimmt. Tunnelblick. Atmen. Vergiss das Atmen nicht! Die Musik, du hörst sie nicht mehr. Hörst nur noch die hämmernden Gedanken, die auf dich einpreschen. Immer wieder. Hin. Zurück. Weg. Verlier die Angst. Die Panik. Verlier deine Selbstzweifel. Lauf so lang, bis alles weg ist. Bis du frei bist. Lauf dich frei. Verlier mit jedem Atemzug die Schwere. Flieg.

Dein Puls kocht. Du wolltest fast stehenbleiben. Fast. Läufst weiter.

Und von einem Moment auf den anderen ist alles weg. Freiheit. Du läufst. Schnell. Der kalte Wind peitscht dir ins Gesicht. Deine Füße gleiten über den Asphalt, über die nassen Herbstblätter. Der Takt der Musik zieht dich, zieht dich diesem befreiendem Gefühl entgegen.
Dein Atem. Entspannt. Ruhig. So wie es sein sollte.

Das Gefühl danach. Wenn das Wasser auf deine Haut prasselt. Du dich langsam beruhigst. Ruhig wirst. Alles abgelaufen hast. Dir das Wasser übers Gesicht läuft. Das kleine Lächeln auf deinen Lippen. Ganz sanft. Und auf einmal, auf einmal bist du völlig ruhig.

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