Aufs glücklich sein

11:22 chaos-kind 0 Comments




"Aufs glücklich sein", sagte er, stieß mit mir an und während er lachend sein Bier trank, nahm ich einen großen Schluck und hielt inne. Aufs glücklich sein.
Er lacht mich an. Er weiß genau was ich denke. Die Biergläser klacken aneinander als er sein Bier in meine Richtung schiebt.
Und eigentlich hat er da vollkommen Recht.


Diesem Satz, diesem Prosit, ging eine Diskussion voraus. Eine Diskussion über Beziehungen, gescheiterte sowie funktionierende und der Bestätigung der Tatsache, das manche Menschen sich so abhängig von anderen machen, dass sie allein nie glücklich sein würden.
"Wenn man mit sich selbst nicht zufrieden ist, wie soll man dann mit jemandem anderen glücklich sein?"
"Gar nicht, das würd’ nicht funktionieren."

Und plötzlich steht unweigerlich die Frage im Raum, die Frage die man nicht beantworten mag, weil man sich selbst vielleicht Schwächen eingestehen müsste. Wir sehen uns an. Wir wissen beide das wir diese Frage nicht beantworten können.

Bist du glücklich? Bist du zufrieden mit dir selbst?

Im ersten Moment hätte ich ja gesagt. Aber umso länger ich über diese Frage nachdenke, umso mehr fällt mir ein mit dem ich nicht zufrieden bin. 
Die nächste Sache ist nur, ist es was, das man unbedingt braucht? Oder sollten wir viel mehr lernen uns in Zufriedenheit zu üben so wies ist, "hey so ist es halt". Klar kann man diverses noch optimieren und manche Sachen müssen in Angriff genommen werden – aber so generell, hat man nicht allen Grund schon zufrieden zu sein? Glücklich zu sein? 

Sollte man nicht vielmehr denken, das eigentlich alles Super ist wie es ist und die Dinge die man noch tun will/muss nur die Crème de la Crème sind?

"Eigentlich, eigentlich sind wir doch glücklich. Mal im ernst. Und umso mehr wir feststellen das wir glücklich sind - umso besser wirken wir auf andere. Franzi, mal ehrlich... Eigentlich ist das gar nicht so schwer."






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a münchner madl und’ wiesn. a bissl a grant muas a sei.

15:47 chaos-kind 0 Comments

Prolog
Dieser Post muss leider sein. Eigentlich wollte ich den Post schon auf Bayrisch schreiben, damit meinen Grant nicht alle Leute mitbekommen, aber dann würds wahrscheinlich auch keiner mehr verstehen, wieso ich mich überhaupt aufrege. Alle die sich hiermit angegriffen fühlen: es ist natürlich jedem das seine. 
Das hier ist meine Meinung.



2013 auf der Wiesn. Dem Oktoberfest für die "Preißn" unter uns. 118 Ochsen wurden gegessen, 500.000 Hühnchen gefuttert und 6.700.000 Liter Bier wurden versoffen. Insgesamt waren 6.400.000 Besucher da. 
Sechsmillionenvierhunderttausend. München hat 1.475.569 Einwohner. Das ist 4,3 Mal München. 
19 Prozent sind Ausländer (vorwiegend Australier und Italiener angeblich), 9 Prozent aus Deutschland. Mehr als 70 Prozent sind aus Bayern. Mehr als 70 Prozent. Und das meine Lieben – das ist der Punkt an dem mich die karierten Hemden an den Rand des Wahnsinns treiben.

Denn ganz offensichtlich hat ein sehr großer Teil dieser Sechsmillionenvierhunderttausend nicht annähernd auch nur irgendeine Ahnung von Bayerischer Tracht. 
Aber das ist egal, die Gaudi ist ja das man sich als Bayer verkleidet ins nächste Zelt setzt, sich da "eine Maaaaß" bestellt (ja es ist absurd, aber in Bayern sagt man Mass auch wenn es Maß geschrieben wird) und sich über die Blasmusik beschwert, die eigentlich so viel Tradition in sich trägt und lieber abends ab 18.00 Uhr zu Anton aus Tirol (oder diverser sonstiger Lieder, die soviel mit der Wiesn zu tun haben wie ein Ochse mit nem Taucher) auf die Bierbank steigt. 
Und passend dazu: das Dirndl und die Lederhosen. An und für sich eine nette Sache und grad für die Herren der Schöpfung schön anzuschauen. Traurig ist aber das keiner mehr weiß wie man die Tracht eigentlich richtig trägt.

Denn sowohl Mini-Dirndl (die wirklich nicht sexy sind) als auch Karo-Hemden sind weder traditionell noch bayerisch. Und während der Trend den Karo-Hemden folgt (nein, auf unserer Flagge sind Rauten, kleiner aber feiner Unterschied), vergessen die meisten dass man zur Lederhosn eigentlich ein elfenbeinfarbenes oder weißes Hemd trägt. Sonntags übrigens Rosa. 
Das rührt daher, dass die Lederhose eigentlich die Arbeiterkleidung der Bauern war, da sich die hellen Leinenhemden am besten einweichen und waschen ließen. Am Sonntag wurde – um etwas, sagen wir mal, feiner zu sein – ein Rosa Leinenhemd getragen. 
Das Dirndl übrigens war 1870 noch lange nicht so tief ausgeschnitten wie jetzt – und auch lange nicht so verschnörkelt, verziert und vorallem so kurz wie heute. Weil – wer hätts gedacht – das Dirndl war das Arbeiter-Gewand von der Magd (der Dirne, früher wurde dieses Wort übrigens nicht in Verbindung mit Prostitution gebraucht, sondern war schlicht die Bezeichnung für ein Mädchen/ junge Frau, daher auch "Dirndl"). Eigentlich ist da Dirndl auch so lang, dass es bis zur Mitte der Waden fällt. Nix da, mit kurz und knapp.

Es ist natürlich jedem selbst überlassen wie sehr sich auf der Wiesn zum Clown machen will. Das klingt sehr böse ich weiß, aber es gibt genug, die dem Oktoberfest inzwischen einen solchen Fasching-Charakter verleihen das einem als gstandner Münchner schlecht wird. Tatsache ist und bleibt jedoch – egal wie sich die Tracht weiterentwickelt/verändert hat – dass man sich, zumindest wenn man behauptet man würde die Tracht aus Tradition tragen, sich nicht zu Mini-Dirndl und Karohemden hinreißen lassen sollte. (Ganz abgesehen davon, dass man Tracht nicht nur zu Wiesn trägt und weiße Hemden zur Lederhosen viel schöner sind als Karos…)

Ich schließe mich hier übrigens nicht aus, ich hab selbst zwei Dirndl die nicht "ursprungs-traditionell" sind. Tiefes Dekolleté, farbig, bestickt und ein bisschen über Knielang – aber ich glaube das die Dirndl die ich trage weitaus mehr mit der bayerischen Tradition zu tun haben als die Glitzer-Flitzer-Dinger die jetzt im Trend auch noch ohne Bluse getragen werden (irgendwo hört der Spaß auf…). 
Ich trink selbst mindestens zwei Maß, gröle Anton aus Tirol mit falls ich nach 18.00 Uhr im Zelt bin und erfreue mich der Tracht auf der Wiesn. 
Aber ganz ehrlich, es ist einfach schade das so viele sich zum Affen machen und sich dessen nicht mal bewusst sind. Die Oktoberfest-Besucher von 1870 würden im Grab rotieren, wüssten sie was aus dem Volksfest geworden ist.
Wie viele wissen eigentlich noch, wieso es das Oktoberfest überhaupt gibt?

Sechsmillionenvierhunderttausend Menschen auf der Theresienwiese. In Tracht. Und nachdem auf der Kotzwiese gepullert, gekotzt und sich einigermaßen besonnen wurde, geht's nochmal zurück ins Zelt und erst, wenn auch der letzte unter der Bierbank wieder hervorkriecht und sich Nachts die Gassen leeren, sind die Lederhosen grad noch so viel wert, dass man sich vollgerotzt in die U-Bahn schleppt und nach Hause fährt.



Epilog
Na klar macht das nicht jeder, man findet im Internet kaum Infos darüber wie man Tracht richtig trägt ohne sich als nichtwissender zu outen. Aber wenn man als nicht-traditioneller Mensch schon Tracht kaufen muss, dann bitte lasst euch im Trachtenladen eures Vertrauens richtig beraten. Die richtig guten Verkäufer wissen nämlich auch was wirklich Tradition ist und was nicht.
Die Infos zur Tracht hab ich übrigens von meinen Großeltern aus Niederbayern, falls es hier etwas zu korrigieren gibt, bitte her damit!!!





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Zwischen Apps und dem Leben.

21:08 chaos-kind 1 Comments



Ich hab da diesen Freund. Er ist Anfang dreißig, sportlich, gutaussehend, studiert, verdient gutes Geld. Er trinkt am liebsten Bier, kocht nicht selbst und hat selten was im Kühlschrank außer Butter und Senf (gut, was er damit macht weiß ich auch nicht). Er ist der Pizza-Döner-Fastfood-Mensch, der selbst nie kocht aber gern gut essen geht. Er ist in allen sonstigen Dingen so typisch Mann das man gar nicht glauben kann das es solche Kilschees tatsächlich noch gibt. Er schreibt kaum bis gar keine SMS und wenn, dann so kurz angebunden das man schon wieder schmunzeln muss - im Idealfall auch erst ein, zwei oder drei Tage später. Er ist durch und durch Mann. Bis auf eins. Sein Telefon.
Denn während alle anderen Männer in meinem Umfeld sich mit Smartphones artikulieren und "hier schau mal, dieses Video" irgendwann immer in den Unterhaltungen den essenziellen Teil bildet, zückt er nie sein Telefon.

Er hat keins dieser neumodischen Dinger, kein Smartphone, sondern ein altes, kleines Nokia mit einer Akkuleistung die selbst Blackberry-Nutzer erblassen lässt.
Er hat kein Smartphone. Genauso wenig hat er keinen Flachbildfernseher. Er überlegt sogar die alte Röhrenkiste ganz wegzugeben. Er hat keine Playstation mehr, keine fette Soundanlage (wobei er sich die wünscht, der alte audiophile Mensch) und auch keinen großen Computer. Alles was Technik betrifft kann man in seinem Haushalt mit Handy, Laptop und Radio zusammenfassen.
– Und es ist so wahnsinnig angenehm.

Jedesmal wieder, wenn ich mit ihm unterwegs bin und irgendwann mein Smartphone zücke – und sei es nur um zu sehen wie spät es ist – ertappe ich mich dabei, wie ich fast schon neidisch auf sein kleines Nokia in seiner Hosentasche schiele.

Ich hatte mein erstes Mobiltelefon mit 12, als ich auf eine Schule kam die nicht so den ultimativen Ruf hatte, ansonsten hätte ich es später bekommen. Das war ein kleines Siemens, mit klitzekleinem Display, schrecklichen Tastentönen und Antenne.
Es folgten ein Klapphandy, ein Drehhandy, eins mit Schnörkel, eins ohne, das Erste mit dem du Musik hören konntest und du nicht deinen Walk-/oder Diskman mitschleppen musstest.
Und mit jedem neuem Telefon kam neues Klimbim dazu. Hier ne tollere Kamera, oh hier konnte man sogar plötzlich ins Internet. Und dann kam das erste Smartphone. Blackberry. Samsung. Jetzt ein iPhone.

Und umso mehr Kinkerlitzchen hier, umso mehr Add-ons, umso mehr Apps – umso mehr drängt sich mir immer wieder die Frage auf: warum?

Ich liebe mein iPhone und ich würde es auch nicht mehr hergeben wollen – aber eigentlich, mal im Ernst, eigentlich brauchen wir diesen ganzen Scheiß gar nicht. Die guten alten SMS, die guten alten Handys bei denen du nicht für dies und jenes die drölfzigste App benötigst.

Nachdem auch Apple auf den Uhren-Zug aufgesprungen ist frag ich mich wirklich ob wir so Konsum-geil sind, so up-to-date sein müssen, so beschäftigt, so unsrer Zeit-beraubt, so unterhalten, so 48-Stunden-pro-Tag erreichbar sein müssen, dass man sich jetzt auch noch eine Uhr ums Handgelenk schnallen muss, die einem zeigt wann der Klogang notwendig ist und welche Nachricht gerade von einem Typen angekommen ist, mit dem wir eigentlich gar nichts mehr zu tun haben.
Braucht man ein Telefon, dass fast so groß wie ein kleines Tablet ist nur weil man neben dem telefonieren noch unbedingt lauter Videos und Filme schauen muss?
Braucht man die tausend Gadgets, die einem das Leben erleichtern sollen aber einen so gefangen nehmen, dass wir uns auch einfach ins Bett legen könnten?

Ich steh auf Technik, ich beschäftige mich gern damit, bin interessiert und finde es super wie viel wir Menschlein schon entwickelt haben – aber ganz ehrlich – braucht man den ganzen Scheiß?

Wir haben das früher so gut ausgehalten ohne den ganzen technischen Schnick-Schnack. Waren draußen und es war ganz egal wenn man sein Handy mal vergessen hat. Genießen wir mal einen Moment ganz ohne den Kram.

Ich hab da diesen Freund. Und ich liebe es mit ihm unterwegs zu sein, weil man dann nicht die ganze Zeit sein Handy zückt, mit irgendwelchen Apps rumhantiert – und weil es irgendwie befreiend ist. Ich hab da diesen Freund – und mit ihm braucht man den ganzen Kram nicht.

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