ich bin laut.

22:46 chaos-kind 3 Comments



Ich hab da diese Freundin. Sie ist schön, sie ist schlank, sie ist laut. Wahnsinnig laut. Sie hat diese eine Art, die man normalerweise als nervtötend empfinden würde, aber an ihr liebt man sie. Sie ist cool. Bis in die Haarspitzen, bis in die Socken. Sie hat diese Art, die einen wünschen lässt genauso zu sein.
Und da gibts mich. Wenn ich sie sehe – was ich selten tue – mutiere ich zu einem leichten Nachahmungsprojekt. Genauso laut. Genauso selbstbewusst. Grölend das nächste Bier, pöbelnd, mit einem leichten aggressiven Touch und jeder liebt es. Jeder im nächsten Umfeld grölt wie sie, lacht, tanzt, trinkt wie sie. Es ist, als würde sie uns mit einem Bann belegen der uns dazu bringt genauso zu sein wie sie.

Und jedesmal aufs Neue, wenn ich darüber nachdenke wie sehr man sich plötzlich anpasst kommt diese kleine Frage auf. Braucht’s das wirklich?


Ich erinner mich immer wieder an meine Teenie-Zeit (so lang ist das ja nicht her), an die ersten Teenie-Filme die ich im Kino gesehen hab und an das Gefühl, das Kino zu verlassen und plötzlich war man selbst der Protagonist in seinem eigenen Film. Aber bitte genau cool, lässig und schön wie Lola in Highschool Diva. Bitte genau so selbstbewusst und wissend wie Kat in 10 Dinge die ich an dir hasse. Dieses gute Gefühl, ich werd genauso. Und eigentlich, eigentlich ist man ganz anders.

Wir pochen so sehr auf Individualität. Auf das ich-selbst-sein, auf das Recht anders zu sein als alle andern. Der Fisch gegen den Strom. Immer wieder texten wir drauf los, wie Mainstream doch alles ist und wie unterschiedlich man doch zu allen andern ist. Wir sind so versessen drauf uns selbst zu verwirklichen, wir selbst zu sein und doch... Doch eifern wir alle irgendwem nach. Je nach Situation, je nach Belieben. Man nennt es anpassen – und mit dieser Anpassung verschwindet auch das kleine Stück Individualität auf das man so bestanden hat.

Es ist nicht so, als hätten wir uns selbst schon gefunden (zumindest die ersten Puzzleteile die einem das Leben so vor die Füße spuckt), sondern eher wie leicht wir uns für ein paar Stunden verlieren wenn wir unter Leuten sind, die wir selbst als so viel besser empfinden.

Und jedesmal aufs Neue, jedesmal wenn ich darüber nachdenke schwöre ich mir einfach ich zu bleiben. Hallo ich bin Franzi. Ich bin laut, in allem was ich tue, aber einfach weil ich nichts leise kann. Ich bin schrecklich emotional, zu aufgeladen, zu aufgedreht und manchmal schrecklich nervig. Ich brüste mich damit unter Jungs aufgewachsen zu sein und dennoch bin ich insgeheim so typisch Frau dass ich das wandelnde Klischee sein könnte. Ich bin die, die keine Fassaden mehr tragen will, die einfach so ist wie sie ist.
Bis ich dann wieder auf diese eine Freundin treffe. Und ich für ein paar Stunden vergesse wie ich eigentlich bin und meinen Schwur auf ein anderes mal verlege.


P.S. diese Freundin ist im Übrigen einer der liebsten Menschen die ich kenne, das soll keine Kritik sein meine liebe! Falls du das liest: lass uns mal wieder n Bier trinken gehen <3

3 Kommentare:

  1. Ein schöne Stroy voller Energie, in der jeder Satz und jedes Wort zueinanderpasst ... Ich gestehe ich liebe irgendwie diesen Blog!

    (U********************)

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  2. Liebe Franzi, dein Blog berührt mich jedes Mal aufs Neue. Du bist ein wundervoller Mensch!

    (B.............)

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  3. Ahoi!

    Schöner Text und so wie ich dich kenne, bist du laut, aufgedreht und am dauergrinsen. Ich weiß nicht, wie du bist, wenn ich nicht in der Nähe bin, aber wenn wir uns sahen, warst du so, wie oben beschrieben. Bleibt bitte so.

    M.

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